Reiten

Reiten: das Zwiegespräch zweier Körper und zweier Seelen,

das dahin zielt,

den vollkommenen Einklang zwischen ihnen herzustellen

Waldemar Seuning

Jeder Reiter möchte sein Pferd gut reiten. Feines Reiten setzt eine gute Körperbeherrschung voraus und den Fleiß, sich diese Dinge anzueignen. Dazu gehören neben theoretischen Kenntnissen natürlich auch die praktischen Übungen.

In der heutigen hektischen Zeit haben es viele Menschen verlernt, loszulassen. Sie sitzen mit Zeitdruck auf dem Pferd, haben vielleicht selber Schmerzen und sind verspannt. In Gedanken schon ganz woanders. Und es kommt, wie es kommen muss: das Pferd macht nicht mit.

Wir alle wünschen uns Leichtigkeit beim Reiten. Als erstes sollten wir bei uns anfangen, diesen Zustand zu erreichen.

Körperlich bedeutet das in erster Linie LOSLASSEN. Der Reiter lässt sich tragen. Ganz locker. Die Absätze federn frei, das Becken ist in Mittelpositur. Die Wirbelsäule nimmt die Bewegungen des Pferdes auf und fängt sich geschmeidig auf. Die Oberarme liegen leicht am Oberkörper, die Hände gebeben sich in eine bequeme Position vor den Oberkörper bei entspanntem Handgelenk. Ganz leicht fühlen die Finger das Gebiß des Pferdes, während der Blick des Pferdes durch die Pferdeohren gleitet.

Impulsartig werden einzelne Muskeln zum Dialog mit dem Pferd angespannt und dann gleich wieder losgelassen. Der Dialog ist fast unsichtbar.

Die innere Haltung ist positiv, sich selbst und dem Pferd gegenüber. Ihr Geist bleibt stets beim Pferd.

So sollte es sein.

Reiten ist ganz einfach und ganz schwer. Es bedeutet, ständig an sich selbst zu arbeiten. Sowohl körperlich, als auch mental. Es bedeutet, dass man viel Zeit und Geduld braucht, um manche Ziele zu erreichen. Und dann stellen sich diese Momente ein, die dieses Hobby so wunderbar machen: Magie, Harmonie, Glück, Freude…

 

Ich möchte nicht auf das Thema Pferd eingehen, sondern statt dessen ein Zitat einfügen:

Es ist viel einfacher, Gewalt einzusetzen, als das Gehirn.

Wenn man nach sorgfältiger Betrachtung nahezu sicher ist,

dass man logisch gehandelt hat,

dass die Anforderungen logisch, intelligent und verständlich waren

und das man nicht aus Versehen die einfachen Gesetze der Mechanik verletzt hat,

in dem man einen Körperteil belastet hat, dem man hätte entlasten sollen,

oder keinen ähnlichen Fehler begangen hat,

ist es viel besser bei anhaltendem Ungehorsam des Pferdes zu versuchen,

sein Vertrauen zurück zu bringen, anstatt es zu bestrafen und es wieder zur Losgelassenheit bringen und es dann noch einmal zu versuchen, ihm den Gehorsam abzuverlangen.

Anstatt zu versuchen,es dazu zu zwingen, unseren womöglich – beziehungsweise wahrscheinlich- unlogischen oder unverständlichen Anforderungen zu gehorchen, sollten wir uns besser selbst genau untersuchen.

DIE KORREKTHEIT DER REAKTION IST FAST IMMER PROPORTIONAL ZUR ANFORDERUNG.

Etienne Beudant, 1950